Wenn zwei Rohrverschraubungen auf den ersten Blick gleich aussehen, liegt die Vermutung nach, dass sie auch identisch sind. Doch gerade in der Hydraulik kann dieser Eindruck täuschen. Hydraulikverschraubung leicht vs. schwer: Hinter den Begriffen „leichter“ und „schwerer“ Baureihe steckt ein technisches System, das für unterschiedliche Druckbereiche ausgelegt ist. Wer hier etwas verwechselt, riskiert Undichtigkeiten oder Materialschäden. In diesem Beitrag erfahren Sie, worin sich die beiden Baureihen unterscheiden, wie Sie diese sicher identifizieren und welche typischen Fehler Sie vermeiden sollten.
Hydraulikverschraubung leicht vs. schwer – Warum es unterschiedliche Baureihen gibt
In der Hydraulik und Rohrverbindungstechnik sind Verschraubungen mit 24° Dichtkegel nach DIN 2353 / ISO 8434 weit verbreitet. Diese Norm teilt die Verschraubungen in mehrere Belastungsklassen ein: LL (sehr leicht), L (leicht) und S (schwer). Der Grund dafür ist einfach: Viele Maschinen benötigen denselben Rohrdurchmesser in unterschiedlichen Druckstufen. Während die leichte Reihe für mittlere Betriebsdrücke vorgesehen ist, kommt die schwere Reihe in Hochdruck-Anwendungen oder bei starken Vibrationen zum Einsatz.
Die Unterschiede liegen vor allem in der Wandstärke, der Dichtkegelgeometrie und dem zulässigen Betriebsdruck. Das Gewinde selbst kann jedoch identisch sein. Genau das führt häufig zu Verwechslungen. Ein Beispiel: Eine Verschraubung mit Gewinde M18x1,5 kann sowohl zu einer 12L (leicht) als auch zu einer 10S (schwer) Baureihe gehören. Nur anhand des Gewindes lässt sich also keine eindeutige Zuordnung treffen.
Häufige Verwechslungen zwischen leicht und schwer
In der Praxis kommt es häufig zu Verwechslungen bei der Hydraulikverschraubung leicht vs. schwer, weil die Bauteile auf den ersten Blick gleich wirken, sich aber technisch deutlich unterscheiden. Eine Fehleinschätzung darüber führt später zu Undichtigkeiten oder Montageproblemen.
Zu den typischen Ursachen von Verwechslungen zählen:
Gleiches Gewinde, unterschiedlicher Dichtkegel
Zwei Verschraubungen mit identischem Gewinde können unterschiedliche Dichtflächen besitzen. Das ist besonders kritisch, da die Dichtkegel nicht zueinander passen und kein sicherer Druckaufbau entsteht.
Gleiche Schlüsselweite, aber andere Baureihe
Einige Hersteller verwenden für leichte und schwere Baureihen dieselbe Schlüsselweite. Wer sich ausschließlich darauf verlässt, kann leicht daneben liegen.
Verwechslung metrischer und zölliger Gewinde
Metrische Gewinde (z.B. M18x1,5) ähneln auf den ersten Blick Rohrgewinden (z.B. R1/8″ oder BSP). Ohne exakte Messung sind Fehleinschätzungen vorprogrammiert. Eine ausführliche Übersicht zu dieser Thematik finden Sie in der DGUV-Information: Hydraulikverschraubungen – Verwechslungsgefahr zwischen metrischen und zölligen Gewinden
Normüberlappungen
Gewindegrößen wie M18x1,5 oder M22x1,5 treten in mehreren Baureihen auf. Erst der Rohrdurchmesser und der Dichtkegel geben Gewissheit.
Fehlende Beschriftung
Nur wenige Hersteller kennzeichnen ihre Verschraubungen eindeutig. Deshalb bleibt die Messung meist die einzige verlässliche Methode.
Wie sich die Verwechslungen in der Praxis äußern erklären folgende Beispiele: Die Überwurfmutter lässt sich zwar problemlos auf den Gewindestutzen aufschrauben, doch der Dichtkegel sitzt locker und dichtet nicht sauber ab. Bei genauer Kontrolle zeigt sich: Ein Dichtkegel der schweren Reihe wurde mit einem Stutzen der leichten Reihe kombiniert. Oder: Manchmal greift das Gewinde der Überwurfmutter nur wenige Gänge bzw. lässt sich gar nicht vollständig aufschrauben. Der Dichtkegel stößt zu früh an oder passt nicht in den Stutzen. In diesem Fall wurde eine leichte Reihe mit einer schweren Reihe verwechselt. 
Gerade hier zeigt sich, wie wichtig die Kontrolle jeder Verbindung ist. Nicht nur optisch, sondern auch durch Messung und Prüfung der Dichtflächen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Baureihe, Gewinde und Dichtkegel perfekt zueinander passen.
Wie Sie die Baureihe eindeutig bestimmen
Wenn Sie bei einer Hydraulikverschraubung leicht vs. schwer unsicher sind, hilft eine genaue Messung. Damit Sie sicher unterscheiden können, ob es sich um eine leichte oder schwere Verschraubung handelt, empfiehlt sich ein systematisches vorgehen:
1. Gewindedurchmesser messen
Messen Sie mit einem präzisen Messschieber den Außendurchmesser D oder den Innendurchmesser d des Gewindes – sowohl am Anfang als auch am Ende. So erkennen Sie, ob das Gewinde zylindrisch oder konisch ist. Beispiel: Ein gemessener Außendurchmesser von 18mm bzw. das gemessene Innengewinde (siehe Bilder) von 16,4mm deutet auf ein M18x1,5 Gewinde hin.



2. Gewindesteigung bestimmen
Mit einer Gewindelehre oder durch Messen des Abstands zwischen zwei Gewindegängen ermitteln Sie die Steigung (z.B. 1,5mm). Achten Sie darauf, dass metrische Feingewinde unterschiedliche Steigungen aufweisen können. Nur wenn Steigung und Außendurchmesser zusammenpassen, lässt sich das Gewinde eindeutig zuordnen.
3. Rohrdurchmesser und Dichtkegel messen
Der Rohraußendurchmesser ist das entscheidende Merkmal für die Baureihe. Wenn Sie beim Beispiel mit dem Gewinde M18x1,5 den Rohraußendurchmesser oder den Dichtkegel der Verschraubung messen, können Sie in Kombination mit dem Gewinde die exakte Baureihe bestimmen.
Rohr Ø = 10mm + Gewinde M18x1,5 = Baureihe 10S
Rohr Ø = 12mm + Gewinde M18x1,5 = Baureihe 12L
Beide Varianten verwenden zwar das gleiche Gewinde M18x1,5 unterscheiden sich jedoch in Wandstärke und zulässigen Betriebsdruck. Setzt man sie versehentlich zusammen, stimmen die Dichtflächen nicht exakt und es kann bereits bei niedrigen Drücken zu Leckagen kommen.




3. Vergleich mit Normtabellen
Vergleichen Sie Ihre Messwerte mit Hersteller- oder Normtabellen, etwa nach DIN 2353. Die folgende Tabelle verdeutlicht, warum die Gewindedurchmesser allein keine zuverlässige Aussage liefert.

Technische Hintergründe zur Druckbelastbarkeit
Je nach Baureihe unterscheidet sich der zulässige Arbeitsdruck erheblich. Eine 10L Verschraubung ist bei einigen Herstellern für beispielsweise etwa 315bar ausgelegt, eine 10S Verschraubung dagegen für etwa 630bar. 
Diese Werte hängen von Material, Rohrwandstärke und Hersteller ab, verdeutlichen aber die Größenordnung. Wer also eine leichte Verschraubung in einem Hochdrucksystem verbaut, riskiert im Extremfall ein Versagen der Verbindung mit entsprechenden Folgen für die Sicherheit von Menschen und Anlagen.
Tipps aus der Praxis
- Messen Sie immer an sauberen, unbeschädigten Gewinden. Abnutzung oder Gratbildung kann das Ergebnis verfälschen.
- Verwenden Sie kalibrierte Messwerkzeuge. Schon Zehntelmillimeter entscheiden über die richtige Zuordnung.
- Vergleichen Sie immer mehrere Merkmale. Außendurchmesser, Steigung, Rohrdurchmesser und Dichtkegel ergeben erst gemeinsam ein vollständiges Bild.
- Vermeiden Sie das Mischen von Baureihen. Eine Kombination aus leichter und schwerer Baureihe führt häufig zu Undichtigkeiten oder Materialversagen.
- Beachten Sie den Betriebsdruck. Wenn eine Anlage mit einem Betriebsdruck von über 300 bar arbeitet, sollten ausschließlich Verschraubungen der schweren Baureihe verwendet werden.
- Dokumentieren Sie Ihre Ergebnisse. In Instandhaltungs- oder Ersatzteilprojekten hilft eine saubere Dokumentation spätere Fehler zu vermeiden.
Fazit
Der Unterschied zwischen leichten und schweren Rohrverschraubungen ist auf den ersten Blick manchmal schwer zu erkennen, technisch jedoch von großer Bedeutung. Während das Gewinde oft identisch ist, unterscheiden sich Wandstärke, Dichtgeometrie und zulässiger Druckbereich deutlich. Mit präzisen Messungen können Sie jede Hydraulikverschraubung leicht vs. schwer auseinanderhalten und verhindern Undichtigkeiten schon vor der Montage. Wenn Sie systematisch vorgehen, den Gewindedurchmesser, die Steigung und den Rohraußendurchmesser bzw. den Dichtkegel messen und die Werte mit Normtabellen vergleichen, lässt sich jede Verschraubung eindeutig zuordnen. Ohne Verwechslung von Baureihen stellen Sie sicher, dass Ihre Hydraulik- oder Rohrsysteme dauerhaft dicht und zuverlässig bleiben.

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